Julius Cäsar, der IT-Koffer und der Algorithmus von Rom
Im Jahre 54 vor Christus, während seiner Eroberungszüge in Gallien, stand Julius Cäsar vor einem Problem: Seine Legionen waren brillant, aber die Kommunikation war langsam. Boten brauchten Wochen, um Befehle zu übermitteln, und strategische Entscheidungen mussten oft auf veralteten Informationen basieren.
Eines Abends, als er mit einem Glas Wein über die Zukunft des Imperiums nachdachte, hatte er eine Vision. Er rief seinen besten Gelehrten, den brillanten, aber etwas exzentrischen Gaius Maximus, zu sich.
„Gaius“, donnerte Cäsar, „wir brauchen ein Orakel, das nicht Tage braucht, sondern die Zukunft in Minuten voraussagt! Ein Orakel, das uns sagt, wo die Barbaren sind, bevor sie selbst wissen, dass sie da sind!“
Gaius, der heimlich schon seit Jahren an einer Idee feilte, präsentierte Cäsar stolz seine Erfindung: den „Kognitiven Koffer des Konsuls“. Es war ein kunstvoll verzierter Holzkoffer, gefüllt mit unzähligen, ineinandergreifenden Zahnrädern und Schiebern aus Bronze. Im Herzen des Koffers lag ein komplexes mechanisches System, das er den „Algorithmus von Rom“ nannte. Es wurde von einem ständig brennenden Olivenölbrenner angetrieben und funktionierte, so erklärte Gaius, auf der Basis von „vorausschauenden Orakeln“.
Wenn Cäsar die neuesten Informationen über gallische Stämme in den Koffer eingab – die Anzahl der Speere, die Stimmung der Druiden, die Menge der verfügbaren Ziegenmilch –, klapperten die Zahnräder, die Bronze glänzte und der Algorithmus spuckte nach wenigen Minuten eine gravierte Wachstafel aus. Auf der stand dann so etwas wie: „Verteile die 10. Legion am Fluss Rubikon. Die Gallier werden an einem Dienstag angreifen. Wahrscheinlich.“
Die Erfindung war eine Revolution! Die Legionäre, die den Koffer trugen, wurden zur Eliteeinheit ernannt und scherzhaft „die IT–Spezialisten“ genannt. Ihr Anführer war Gaius, der nun stolz in seiner Tunika mit einer Kette aus Bronzeschrauben herumlief.
Die mobile IT-Infrastruktur funktionierte so gut, dass Cäsar seine Eroberungen beschleunigen konnte. Die Gallier waren stets überrascht, wenn die römischen Truppen genau dort auftauchten, wo sie sich gerade versteckt hatten. Man munkelte, Cäsar habe sogar den perfekten Schlachtplan für die Schlacht von Alesia mithilfe des Algorithmus erstellt.
Die Geschichte endete tragisch für Gaius. Eines Tages, als Cäsar gerade die letzten Details für seinen geplanten Feldzug in Ägypten besprach, trat Gaius mit blassem Gesicht und zittrigen Händen in den Raum.
„Mein Konsul“, stammelte er, „das Orakel… es spuckt nur noch eine Warnung aus. Immer wieder: ‚Sei vorsichtig vor den Iden des März‘.“
Cäsar, der von den vielen erfolgreichen Orakelsprüchen verwöhnt war und Gaius‘ Erfindung bereits als unfehlbar ansah, lachte nur. „Ach, Gaius, das ist doch Unsinn. Die Iden des März sind ein harmloser Feiertag. Konzentriere dich auf die wichtigen Dinge, zum Beispiel, wann die nächste Lieferung Olivenöl kommt!“
Gaius versuchte, ihn zu warnen, erklärte, dass der Algorithmus von einer „unnatürlichen Konvergenz der Variablen“ sprach und eine „maximale Wahrscheinlichkeit für einen kritischen Systemfehler“ voraussagte. Doch Cäsar winkte nur ab.
Einige Tage später, am Morgen des 15. März, trug Gaius wie immer den Koffer neben Cäsar. Plötzlich blieb der Koffer stehen, die Zahnräder klapperten unaufhörlich und eine dicke Rauchwolke stieg auf. Eine letzte Wachstafel kam zum Vorschein.
Darauf stand in großen Lettern: „Systemcrash. Neustart nicht möglich. Letzter Befehl: Bleib zu Hause!“
Doch es war zu spät. Als Cäsar sich über den rauchenden Koffer beugte, traf ihn auch schon der erste Dolch.
Das Schicksal des Gaius? Man sagt, Gaius sei im Chaos entkommen und habe später im Untergrund Roms eine eigene IT-Schmiede für Verräter und Rebellen gegründet. Er entwickelte eine neue Generation von Koffern, die angeblich so sicher waren, dass sie nicht einmal einen Hinweis auf die Iden des März lieferten.
Fazit dieser fiktiven Geschichte: Manchmal sind die fortschrittlichsten Systeme nur so gut wie die Daten, die man ihnen gibt. Und auch das klügste System sollte man manchmal einfach nicht ignorieren.